Geschichte(n) erzählen

Als ich ein Kind war, wuchs ich mit Geschichten auf, mit Märchen und mit Erzählungen meiner Eltern und Großeltern. Am spannendsten fand ich immer schon die echten Geschichten, die Dinge, die wirklich passiert sind, Geschichten über Menschen, die wirklich gelebt haben und die wirklich etwas erlebt haben.

Echte Geschichte ist faszinierend und spannend

Es ist unglaublich, wie viele interessante Geschichten es aus den letzen Jahrtausenden zu erzählen gibt. Allein die Tatsache, wie viele berühmte Persönlichkeiten, Erfinder, Dichter, Schriftsteller, Entdecker, Eroberer, Könige, Kaiser und Errungenschaften in den letzten Jahrhunderten gab, wie viele Großreiche gegründet wurden und wieder untergingen. All das bietet reichlich Stoff für gute und lebendige Geschichten.
Wir finden Spuren von Zivilisationen, die längst vergessen wurden, Städte, sie man verloren glaubte und wundern uns über manche Entdeckung ob des Wissens, den alte Zivilisationen hatten. Die Geschichte der Menschheit ist voller Ideen, Innovationen und Wunder.


Was wissen Sie noch aus dem Geschichtsunterricht?

Wir gehen gerade einmal zwischen 9 bis 13 Jahren zur Schule und haben nur ein paar Unterrichtsstunden Geschichte, selbstverständlich kann man in dieser Zeit nicht die gesamte Menschheitsgeschichte durchnehmen, aber die Prioritäten des Geschichtsunterrichs sind eher unspannend gehalten.
Natürlich ist es wichtig, sich in Deutschland über das 3. Reich zu informieren, aber gefühlt haben wir uns die Hälfte meiner Schulzeit mit der Weimarer Republik und dem 3. Reich beschäftigt. Die Antike wurde kurz behandelt und aus dem Mittelalter blieb mir die Drei-Felder-Wirtschaft in Erinnerung und die Aufteilung der Welt in Adel, Clerus und normales Volk, auch die Leibeigenschaft ist noch in meinem Kopf.

Wenig spannende Geschichten, mehr trockene Fakten und Jahreszahlen waren gefragt, es war wichtiger die Jahreszahlen der 30jährigen Krieges zu kennen und genau definieren zu können, von wann bis wann das Mittelalter ging, als sich über die Errungenschaften, die Erfindungen und die Besonderheiten auszutauschen.
Man lernte für die nächste Klausur, aber nicht um aus der Geschichte zu lernen! Man lernte auswendig, diskutierte aber nicht über Systeme, Weltbilder oder Gründe für bestimmte Entwicklungen. Man lernte zu verurteilen, vermeindlich „schlechte“ Systeme abzulehnen und die modernen Entwicklungen in den Himmel zu loben, aber man setze sich nur selten oder gar nicht mit den Gründen für die Entstehung solcher Systeme auseinander und was ich von der heutigen Schule höre, hat sich an dieser Art des Unterrichts auch nichts entscheidendes geändert. Was sicherlich auch mit dem Mangel an Zeit und der zu geringen Wertschätzung des Geschichtsunterrichts zusammenhängt, dennoch wird zu oft so getan, als gäbe es nur das, was in der Schule gelehrt wird als geschichtlich relevantes Wissen.


Dabei gäbe es so viel zu fragen und zu entdecken!

Die erste, bisher gefundene Metropolen der Welt mit vollständigen Kanalisationen zur Frischwasserversorgung und Ziegelsteinbauten mit Steinen im perfekten Maßstab 2x1x4 entstanden bereits im 3. Jahrtausend vor Christus im heutigen Indien. Sie waren bereits weiter entwickelt, als die Städte des römischen Reiches. Bis heute weiß man nicht, wie dieses Wissen damals schon bekannt sein konnte und wieso es wieder verschwand, denn einen derartigen Städtebau gab es in Europa erst über 4000 Jahre später!
Kennen Sie den Mechanismus von Antikythera, eine Maschine mit feinen Zahnrädern, die man als den ersten Computer der Menschheit bezeichnet?
Haben Sie in der Schule etwas über Sir Henry Morgan oder Anne Bonny gelernt, über Klaus Störtebeker, das Wissen der Druiden, die Reisen der Wikinger? Die Entstehung der chinesischen Hochkultur und die Tatsache, dass sich das römische und das chinesische Reich nahezu gleichartige Staatsapparate und Strukturen entwickelten, obwohl sie tausende von Kilomentern voneinander entfernt waren?
Wie viel wissen Sie über Leonardo da Vincis Erfindungsgeist, seine Ideen und Entwicklungen, die Erfindungen von Archimedes, das Wissen des Pythagoras oder mittelalterliche Heilkunst? Vielleicht etwas neuers, wie lebten die Menschen tatsächlich in Europa in den 1920er Jahren? Wie war das Leben in Amerika, Afrika oder Indien bevor die Europäischen Eroberer kamen?


Interesse wecken und neugierig machen

Die Anzahl an Geschichten, die nicht erzählt werden ist größer, als die der Geschichten, die erzählt werden. Daran wird sich auch nichts ändern, es gibt einfach zu viel zu erzählen und zu wissen. Ich möchte mit „Mut zu Wissen“ die Neugierde von Kindern nutzen und mit einem Angebot an realen Geschichten ihr Interesse zu wecken oder überhaupt erst einmal herauszufinden, wo ihre Interessen liegen.
Kein Mensch kann alles wissen und Schule kann nicht alles an Wissen vermitteln, man wird sich immer auch selbst Wissen aneignen müssen. Man muss Kindern jedoch auch zeigen, was es alles zu wissen gibt, damit sie entscheiden können, mit was sie sich selbst noch tiefer beschäftigen möchten. „Mut zu Wissen – Kinderbücher mit Verstand“ möchte Türen öffnen, Interesse wecken und Kinder für unterschiedliche Themen begeistern.


Aus der Geschichte lernen, die Zukunft gestalten

Betrachtet man die Geschichte, erkennt man Fehler der Vergangenheit, Fehler in politischen Systemen, im Verhalten, im Umgang mit der Natur, im Städtebau und auch Fehler bei Erfindungen. So manche Idee der Vergangenheit war gar nicht schlecht, sie hatte lediglich ein paar Fehler, die sich aus heutiger Sicht hätten vermeiden lassen.
Schaut man sich beispielsweise die Erfindungen des Leonardo da Vinci an, so sieht man eine Fülle von guten Ideen, aber auf Grund fehlenden Wissens, gab Probleme bei der Umsetzung.
Man fand heraus, dass es im Mittelalter einen bestimmten Kräutertrank gab, der aus heutiger Sicht sehr interessant ist. Diese Medizin entwickelt ein Antibiotikum, das so alt ist, dass es gegen die heutigen antibiotikaresitenten Keime hilft, da diese Keime noch keine Resistenz gegen diesen Antibiotikum entwickelt haben. Altes Wissen kann uns also dabei helfen die Zukunft zu gestalten, Geschichte ist nicht tot oder langweilig, Geschichte ist lebendig und spannend.